Archives for März2013

Mit Spachtel und Nagellackentferner gegen den Hass

Seit 27 Jahren kämpft Irmela Mensah-Schramm gegen den Hass. Mit Spachtel und Nagellackentferner entfernt sie auf den Straßen der Republik Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Dabei stößt sie oft auf Ablehnung, Unverständnis und offene Anfeindungen. Die Geschichte einer couragierten Frau.

schramm1Irmela Mensah-Schramm ist eine gestandene Frau, die in einem schmucken Haus bei Berlin wohnt. Von hier aus führt sie ein Projekt durch, das ihr seit mehr als zwanzig Jahren eine Lebensaufgabe geworden ist. “Hass vernichtet” hat sie es genannt und bedarf keines großen Konzeptes, einer ausgefeilten Werbekampagne oder besonderer Planung. Irmela Mensah-Schramm geht auf die Straße und entfernt Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Die Aussagen auf diesen reichen von “Deutscher, sei stolz auf deine Rasse” über “Bomben-Holocaust” bis hin zu scheinbar unverfänglichen “Mehr Schutz für unsere Kinder”.
Den Alltagsreportern erzählt sie, wie es dazu gekommen ist, was sie in den 27 Jahren erlebt hat und warum sie weitermacht, obwohl ihr nicht nur Unterstützung für ihre Arbeit entgegengebracht wird.

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Blut ist sein Geschäft – Der Tatortreiniger

tatortfrontWer putzt eigentlich dem Tod hinterher?
Christian Heistermann ist Tatortreiniger. Ein Beruf mit hoher Ekelgrenze

Von Theresa Müller

Heute auf dem Plan: Tatortreinigung.

In einem Seminarraum in Berlin Mahlsdorf sitzen sechs Jugendliche. Auf ihren T-Shirts wird der Aufdruck Gebäudeservice Heistermann deutlich. Ein Mann betritt den Raum – ihr Ausbilder Christian Heistermann. Nach einem kurzen Hallo startet er eine Präsentation. Blutüberströmte Badewannen, verwahrloste Zimmer mit Müllbergen bis unter die Decke, Maden, die an der Stelle einer abgeklebten Silhouette leben, Weinflaschen, Bierflaschen, Alkohol jeder Art. Es sind Bilder vom Alltag. Bilder, die sich einbrennen. „Die meisten haben sich entweder totgesoffen oder Suizid begangen“, sagt der Lehrer Christian Heistermann.

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“Wir wollen den Menschen ein gutes Gefühl geben”

Alltagsreporter trifft die Rapgruppe Qult

Die Rapgruppe Qult: v.l. Dave, Jens und Ivan

Die Rapgruppe Qult: v.l. Dave, Jens und Ivan

Zehn Minuten bis zum Auftritt. Im Backstageraum sitzen ein paar Leute, rauchen und trinken ihr Bier. Darunter die Rapper von Qult, die gleich vor fünfzig Menschen ihre Songs präsentieren. Von Anspannung keine Spur. Statt Songs durchzugehen oder einzelne Passagen zu proben, reden sie entspannt mit den anderen Bands, machen Witze und freuen sich auf den Auftritt. “Wir gehen da raus und wollen Spaß haben. Wir wollen den Menschen ein gutes Gefühl geben. Das müssen wir nicht proben, das kommt oder es kommt nicht.”, sagt einer von ihnen.
Dieses Gefühl versuchen sie auf Bühnen zu bringen, aber auch auf den Straßen oder Demonstrationen mit den Menschen zusammen.
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Leben im Camp

Ein Besuch im Flüchtlingslager in Berlin

mini-frontbildcamp

Seit letztem Herbst campieren Flüchtlinge in Berlin um für bessere Lebensbedingungen zu demonstrieren

Mit freundlicher Übersetzungshilfe von Claire R.
Es sind ungefähr null Grad an diesem Tag in Kreuzberg. Im Sonnenschein spielen auf einer vereisten Fläche zwischen den Zelten ein paar Männer Fußball. PassantInnen laufen über den Platz an der kleinen Zeltstadt mit ihren Transparenten vorrüber. Wir sind im Flüchtlingscamp auf dem Oranienplatz in Berlin, das seit Oktober zum Kiezbild dazugehört, und mit einem der Flüchtlinge verabredet. Er möchte nicht erkannt werden und seinen Namen nicht nennen, denn er ist ein so genannter „Illegaler“. Ohne Ankündigung oder Information könnte er von den Polizeibehörden aus Deutschland abgeschoben werden.
Dennoch trifft er sich mit uns, um von dem Leben im Camp zu erzählen. Read More

Die alte Frau vor dem Supermarkt

Eingeschickt von Josephine F.
Jeden Morgen bin ich auf dem Weg zur Arbeit an einem Supermarkt vorbeigekommen, vor dem eine alte Frau stand und Zeitungen angeboten hat. Sie hat mich immer angelächelt und mir sehr nett gegrüßt. Irgendwann gehörte es zu meinem Morgen dazu und ich bin extra Umwege gelaufen, auch wenn ich einen Morgen mal woanders hin musste, um ihr einen Guten Morgen zu wünschen. An einem Morgen kam ich an ihrem Platz vorbei, aber sie stand nicht da. Stattdessen hab ich gesehen, wie sie auf einer Liege in einen Krankenwagen geschoben wurde. Ich habe sie leider nie mehr wiedergesehen. Es fehlt mir, sie nicht mehr jeden Morgen begrüßen zu können und ihr Lächeln mit auf den Weg zu bekommen. Aber jedes Mal, wenn ich an der Stelle vorbeilaufe, erinnere ich mich an sie und fühle mich ein bisschen besser.

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