Alltagsgeschichten

Alltagsgeschichten

„Der Alltag der meisten Menschen ist stilles Heldentum in Raten.“
Anna Magnani (1910-73), ital. Schauspielerin

Ex-Bewohner der Cuvrybrache:”Die Demokratie lässt uns einfach räumen.”

Für einige Menschen der Curvybrache ist die Oberbaumbrücke täglicher Treffpunkt

Für einige Menschen der Curvybrache ist die Oberbaumbrücke täglicher Treffpunkt // CC alltagsreporter

Auf der Oberbaumbrücke zwischen Berlin-Kreuzberg und -Friedrichshain steht eine Couch. Darauf sitzen Jugendliche, vor ihnen ein Tisch mit einer schmuddeligen Decke und einem Schild, das vorbeilaufende Passant*innen um Spenden bittet. Es ist bereits dunkel und die kälter werden Temperaturen deuten auf den beginnenden Herbst hin. Die meisten Passant*innen gehen einfach an ihnen vorbei, ein paar wenige werfen ein paar Münzen. Niemand bleibt stehen, erkundigt sich oder kommt ins Gespräch. Dabei ist es erst ein paar Tage her, dass nur einen Steinwurf von der Obaumbrücke entfernt Berlins “Favela”, die Cuvrybrache, geräumt wurde und die nunmehr Obdachlosen sich neue Unterkünfte suchen mussten. Wir sprachen eine kurze Zeit mit ihnen und erkundigten uns, wie es ihnen geht.

Beginn der Besetzung der Cuvrybrache mit den berühmten Wandbildern. Jahre später war das Gelände dicht mit wilden Hütten bebaut // CC seven resist/flickr.com

Fast zwei Jahre lang hatten Menschen auf dem besetzten Gelände der Cuvrybrache in Berlin-Kreuzberg in selbst zusammen gezimmerten Häusern gewohnt. Flüchtlinge, Wohnunfgslose, Freiheitssuchende und zugewanderte Sinti und Roma bauten sich aus allem was sie finden konnten Behausungen. Letzten Donnerstag dann die faktische Räumung – nachdem ein paar Hütten in Brand gesteckt worden waren, mussten alle Bewohner*innen evakuiert werden. Die Polizei ließ sie anschließend nicht mehr auf das Gelände. Gemeinsam mit einem privaten Sicherheitsunternehmen, das von dem Besitzer des Geländes, der Immobilienfirma Süsskind, angeheuert wurde, verhinderten sie jeglichen Zutritt.

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Halbe Stunde auf dem Alex : Erlebnis für den ganzen Tag

Eine halbe Stunde Alexanderplatz bedeutet manchmal soviel Abwechslung, wie man in so mancher Kleinstadt in einem ganzen Jahr nicht erlebt. Eine halbe Stunde bin ich vor zwei Wochen über den Alex gelaufen und habe einen Haufen Bands und Musiker, Künstler, interessante und merkwürdige Leute, Religiöse und und politische Menschen getroffen oder besondere Situationen erlebt, die dem Alexanderplatz seinen ganz besonderen und manchmal irritierenden Charme geben. Mit noch mehr Zeit im Gepäck, hätten aus den kurzzeitigen Erlebnissen und Treffen richtige Geschichten werden können. Aber das vielleicht beim nächsten Mal.

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Mit Spachtel und Nagellackentferner gegen den Hass

Seit 27 Jahren kämpft Irmela Mensah-Schramm gegen den Hass. Mit Spachtel und Nagellackentferner entfernt sie auf den Straßen der Republik Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Dabei stößt sie oft auf Ablehnung, Unverständnis und offene Anfeindungen. Die Geschichte einer couragierten Frau.

schramm1Irmela Mensah-Schramm ist eine gestandene Frau, die in einem schmucken Haus bei Berlin wohnt. Von hier aus führt sie ein Projekt durch, das ihr seit mehr als zwanzig Jahren eine Lebensaufgabe geworden ist. “Hass vernichtet” hat sie es genannt und bedarf keines großen Konzeptes, einer ausgefeilten Werbekampagne oder besonderer Planung. Irmela Mensah-Schramm geht auf die Straße und entfernt Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Die Aussagen auf diesen reichen von “Deutscher, sei stolz auf deine Rasse” über “Bomben-Holocaust” bis hin zu scheinbar unverfänglichen “Mehr Schutz für unsere Kinder”.
Den Alltagsreportern erzählt sie, wie es dazu gekommen ist, was sie in den 27 Jahren erlebt hat und warum sie weitermacht, obwohl ihr nicht nur Unterstützung für ihre Arbeit entgegengebracht wird.

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Blut ist sein Geschäft – Der Tatortreiniger

tatortfrontWer putzt eigentlich dem Tod hinterher?
Christian Heistermann ist Tatortreiniger. Ein Beruf mit hoher Ekelgrenze

Von Theresa Müller

Heute auf dem Plan: Tatortreinigung.

In einem Seminarraum in Berlin Mahlsdorf sitzen sechs Jugendliche. Auf ihren T-Shirts wird der Aufdruck Gebäudeservice Heistermann deutlich. Ein Mann betritt den Raum – ihr Ausbilder Christian Heistermann. Nach einem kurzen Hallo startet er eine Präsentation. Blutüberströmte Badewannen, verwahrloste Zimmer mit Müllbergen bis unter die Decke, Maden, die an der Stelle einer abgeklebten Silhouette leben, Weinflaschen, Bierflaschen, Alkohol jeder Art. Es sind Bilder vom Alltag. Bilder, die sich einbrennen. „Die meisten haben sich entweder totgesoffen oder Suizid begangen“, sagt der Lehrer Christian Heistermann.

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“Wir wollen den Menschen ein gutes Gefühl geben”

Alltagsreporter trifft die Rapgruppe Qult

Die Rapgruppe Qult: v.l. Dave, Jens und Ivan

Die Rapgruppe Qult: v.l. Dave, Jens und Ivan

Zehn Minuten bis zum Auftritt. Im Backstageraum sitzen ein paar Leute, rauchen und trinken ihr Bier. Darunter die Rapper von Qult, die gleich vor fünfzig Menschen ihre Songs präsentieren. Von Anspannung keine Spur. Statt Songs durchzugehen oder einzelne Passagen zu proben, reden sie entspannt mit den anderen Bands, machen Witze und freuen sich auf den Auftritt. “Wir gehen da raus und wollen Spaß haben. Wir wollen den Menschen ein gutes Gefühl geben. Das müssen wir nicht proben, das kommt oder es kommt nicht.”, sagt einer von ihnen.
Dieses Gefühl versuchen sie auf Bühnen zu bringen, aber auch auf den Straßen oder Demonstrationen mit den Menschen zusammen.
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