Mit Spachtel und Nagellackentferner gegen den Hass

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Ein Bundesverdienstkreuz und andere Ernüchterungen

Irmela Mensah-Schramm bei der Verleihung des Zeitzeugenpreises 2010

Während der zwanzig Jahre ihres Engagements, bekam sie zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit, unter anderem 1994 das Bundesverdienstkreuz auf Vorschlag des Berliner Senates. Sie sagt, dass sie die Ehrung bereits damals erst nicht annehmen wollte, weil sie das “schwachsinnig” fand und ihre Arbeit als Selbstverständlichkeit sehen wollte. Im Jahr 2000 gab sie die Auszeichnung wieder zurück, da sie mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an ein ehemaliges Mitglied der Waffen-SS nicht einverstanden war.

Sie empfindet oft Ablehnung von verschiedenen Seiten. Nicht nur von den Menschen auf der Straße, die ihr direkt sagen, die Schmierereien würden niemanden stören, mit ihrer Arbeit würde sie unnötig Aufhebens machen oder dass sie die Aussagen der Neonazis voll und ganz unterstützten. Auch von Behörden und Schulen, die Zusammenarbeit verweigerten, ihre Ausstellung erst anfragen und dann nicht mehr reagieren würden oder offen kommunizieren, dass sie ihr Projekt und Engagement ablehnen.

Irmela Mensah-Schramm beim Entfernen von Schmierereien

Auch bei Strafanzeigen, die sie regelmäßig nach der Entfernung von Aufklebern oder Schmierereien stellt, fehlt ihr nachhaltiges Engagement von polizeilicher Seite aus.
“Ich wette, 98 Prozent aller Anzeigen verschwinden gleich in den Akten.”, meint sie. Und dann lässt sie ihren Frust über das gesellschaftliche Engagement gegen Neonazis erkennen. Schröders ‘Aufstand der Anständigen’ Anfang der 2000er Jahre erlebte sie als regelrechten Schlag ins Gesicht. “Erzählen und reden können sie alle viel. Aber wenn es darum geht, wirklich aktiv zu werden, dann sind sie alle schnell weg.”

Als sie 2010 das ihr 1997 verliehene Band für Mut und Verständigung, aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen, zurückgegeben hatte, brach sie zusammen. “Ich dachte, ich kann nicht mehr, als ob man mich systematisch fertigmachen will.”

Seit sie 2006 in Rente gegangen ist, sei sie jede Woche 35 Stunden unterwegs, ab und an bis 45 Stunden. “Wenn jeder in der Stadt auch nur eine halbe Stunde in der Woche aktiv sein würde,”, sagt sie, “dann würden wir diese Schmierereien nicht mehr auf unseren Straßen haben.”

Im Visier der Neonazis…Seite 4

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