Mit Spachtel und Nagellackentferner gegen den Hass

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Dokumentation, Menschenrechte und zwei Hakenkreuze

Irmela Mensah-Schramm mit einem Teil aus der Sammlung von Aufklebern

Irmela Mensah-Schramm mit einem Teil aus der Sammlung von Aufklebern

1988/1989 begann sie ihre ‘Fundstücke’ zu dokumentieren. Unmengen von Fotos mit rassistischen, antisemitischen und menschenfeindlichen Aufklebern, NS-verheerlichenden Graffitys, hasserfüllten Schmierereien und angstmachenden Parolen sammelt sie seither in Ordnern. Über die Jahre haben sich so knapp 15.000 Fotos angesammelt. Allein seit 2007 hat Irmela Mensah-Schramm über 50.000 Aufkleber und ungezählt viele Schmierereien entfernt. Ihre Dokumentationen präsentiert sie in Ausstellungen und möchte so auf die rechten Parolen aufmerksam machen und zu mehr Courage auffordern. “Anfangs hab ich an Ausstellungen gar nicht gedacht.”, sagt sie. Doch ein Erlebnis kurz nach der Wende habe sie zu der Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit gebracht.
“Ich habe eine riesiges Graffity entdeckt, ein Naziskin mit Hosenträgern voller Hakenkreuze in Lebensgröße. Die Menschen sind da nur vorbeigegangen, haben geguckt und sich nicht weiter darum geschert.”, erzählt sie. “Da hab ich mir gedacht, jetzt mach ich eine Ausstellung und drück die Nasen der Menschen direkt in die Schmierereien, damit sie das mal mitbekommen.”

Beispiele von Schmierereien aus der Dokumentation

Beispiele von Schmierereien aus der Dokumentation

Ihr geht es nicht um Provokation. Irmela Mensah-Schramm möchte sich für die Menschenrechte und gegen den Hass einsetzen. „Ich bin mitverantwortlich für das,  was in dieser Gesellschaft passiert.“, sagt sie. Deshalb geht sie jeden Tag aufs Neue vor die Tür und fährt durch die ganze Republik. Nach einer Krebsoperation Mitte der Neunziger hatte sie auf der Station des Krankenhauses zwei ein Meter große Hakenkreuze auf dem Flur entdeckt. Statt liegenzubleiben und sich zu erholen, besorgte sie sich Putzutensilien und entfernte die Schmiererei. Mit einem Schmunzeln erzählt sie: “Danach habe ich zu meiner Bettnachbarin gemeint: Ich hab ein Hakenkreuz weggemacht. Jetzt werde ich wieder gesund.”

Ein Bundesverdienstkreuz und andere Ernüchterungen…Seite 3

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