Mit Spachtel und Nagellackentferner gegen den Hass

Seit 27 Jahren kämpft Irmela Mensah-Schramm gegen den Hass. Mit Spachtel und Nagellackentferner entfernt sie auf den Straßen der Republik Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Dabei stößt sie oft auf Ablehnung, Unverständnis und offene Anfeindungen. Die Geschichte einer couragierten Frau.

schramm1Irmela Mensah-Schramm ist eine gestandene Frau, die in einem schmucken Haus bei Berlin wohnt. Von hier aus führt sie ein Projekt durch, das ihr seit mehr als zwanzig Jahren eine Lebensaufgabe geworden ist. “Hass vernichtet” hat sie es genannt und bedarf keines großen Konzeptes, einer ausgefeilten Werbekampagne oder besonderer Planung. Irmela Mensah-Schramm geht auf die Straße und entfernt Aufkleber und Schmierereien von Neonazis. Die Aussagen auf diesen reichen von “Deutscher, sei stolz auf deine Rasse” über “Bomben-Holocaust” bis hin zu scheinbar unverfänglichen “Mehr Schutz für unsere Kinder”.
Den Alltagsreportern erzählt sie, wie es dazu gekommen ist, was sie in den 27 Jahren erlebt hat und warum sie weitermacht, obwohl ihr nicht nur Unterstützung für ihre Arbeit entgegengebracht wird.

Es war 1986, als Irmeela Mensah-Schramm ein Aufkleber an einer Bushaltestelle auffiel. Der Aufkleber erinnerte an Rudolf Hess, eine Persönlichkeit des Dritten Reiches.  Da sie nicht die Zeit hatte, ihn zu entfernen, musste sie ihn dort hängen lassen. Als sie nach ein paar Stunden erneut an die Bushaltestelle kam, hing der Aufkleber immer noch dort. “Ich kannte solche Aufkleber ja gar nicht.”, sagt sie. “Wo ich vorher gewohnt hatte, gab es so etwas ja gar nicht.” Sie wollte ein Signal setzen an die Urheber, die Gleichgültigen und für die Opfer der NS-Herrschaft, also machte sie den Aufkleber ab.

Cover der Ausstellung “Hass vernichtet”, die aus der Arbeit von Irmela Mensah-Schramm hervorging

Aus dieser ersten Aktion entstanden erste Streifzüge durch ihren Wohngegend. “Je mehr ich beseitigte, desto eher erkannte ich die Aufkleber und irgendwann wurden aus diesen sporadischen Säuberungen regelmäßige Aktionen.” Mensah-Schramm arbeitete zu dieser Zeit noch als Erzieherin. Neben ihrem Job zog sie es auf die Straßen, um die Schmierereien zu entfernen. An den Wochenenden führte sie längere Touren durch. “In den Ferien ging es dann richtig los.”, sagt sie und erinnert sich zurück. “Mit dem ersten Bus in der Frühe bin ich losgefahren und lange nach Mitternacht kam ich erst wieder zurück. Und dann am nächsten Morgen gleich wieder los. An manchem Wochenende habe ich bis zu 35 Stunden investiert.”

Mensah-Schramm war in der der Öko- und Friedensbewegung aktiv. Für eine gerechtere Welt gestritten hat sie schon immer. Die Friedensbewegung sei aber sehr viel größer, als die Antirechtsbewegung und deshalb möchte sie ihre Kraft lieber dort einsetzen, wo weniger Menschen aktiv sind.

Dokumentation, Menschenrechte und zwei Hakenkreuze…Seite 2

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